Mega-Planung und hohes Risiko

Seit 30 Jahren organisiert Joachim Saltenberger die Kerb und hofft, dass Bürger vor allem 2023 mitziehen

Fast wäre es untergegangen, das kleine Jubiläum. Denn Joachim Saltenberger ist seit über 30 Jahren Kopf der Usinger Kerb, wenn die UTSG als Veranstalter auftrat und auftritt. Wobei es eigentlich mehr als 30 Jahre sind, in denen er mit dem Organisationsteam für das Gelingen sein bestes tut, denn schon vor seinem Amt als Vorsitzender der Sportler hatte er die Laurentiuskerb stets mit organisiert. Das ist auch in diesem Jahr nichts anders. Bis auf die Tatsache, dass er als Herr der Zahlen und Verträge eine Sorgenfalte mehr hat, denn die Preise sind auch in diesem Jahr wieder steil nach oben geklettert – sei es für die „Hardware“ wie Zelt, Sanitärgebäude und Getränke, oder Software wie Security und Rettungskräfte und Helfer. Vier Ausschüsse insgesamt hat die UTSG für die Kerb am laufen. Bauausschuss, Finanzausschuss, Wirtschaftsausschuss sowie den Öffentlichkeits- und Programmausschuss. Sie sind alle mit rund vier Personen besetzt. Knapp ein Jahr vor dem Ereignis steigen sie alle in die Planung ein. Und die hat es in sich. Denn der Verein geht finanziell ein hohes Risiko ein. Denn von den Kosten von rund 80 000 Euro

Der Thekenaufbau für den reibungslosen Ablauf beim Getränkeausschank ist nur ein kleiner Teilbereich, den die UTSG mit ihren Helfern als Leistungen für die Kerb stemmen muss.

sind etwa 30 000 Euro als Vorkasse zu bezahlen.„Das muss ein Verein erst einmal haben“, sagt Saltenberger. Was dann vielleicht auch den zweiten der beiden letzten Kerbe-treiben-den Organisationen, die Schützen,

bereits über einen Rückzug hat nachdenken lassen. Schon im Oktober des Vorjahres geht es an die notwendigen Verträge. Dabei ist der Vertrag mit den Schaustellern, also die ganzen Buden und Fahrgeschäfte auf dem Festplatz, noch der einfachste. Denn seit 30 Jahren hat man mit Werner Wambold einen festen Ansprechpartner, der dann das Programm für die Schausteller selbst organisiert.

Nur Besucherzahl sichert Umsatz

Bands müssen gesucht und gefunden werden – und an ihnen hängt vieles. An erster Stelle der Umsatz durch die Besucherzahl. Bisher war der Freitagabend meist für die Jugend gedacht und entsprechend musikalisch ausgerichtet. Nur: Die Jugend bringt wenig Umsatz, oft sind Getränke im Ruck-sack dabei oder es wurde „vorgeglüht“. Deshalb will die UTSG mit der Beatles Revival Band ein breiteres Besucher-Spektrum anlocken. Klar: Zelt und Garnituren sind rechtzeitig zu ordern. Mit der neuen Brauerei aus Krombach konnte die UTSG Kosten senken, denn die rund 200 Tische und Bänke sind im Vertrag mit der Brauerei inklusive. Und für das Catering ist ein Partner zu finden, denn alles an Speisen vergibt die UTSG fremd. Das auch noch zu stemmen wäre einfach zu viel. Bestellt werden müssen dann auch schon die Toilettenanlagen. Im Frühjahr erfolgt die Absprache mit Kreis, Ordnungsamt und Polizei, was die Security betrifft. Seit dem Mord an der Kerb wurden die Sicherheitsmaßnahmen extrem verstärkt. DRK und Security sind auch die beiden Bereiche, die sich mit der Organisation der Tierschauen vom Kreis über-schneiden und gemeinsam gestemmt werden. Neben der Nachtwache sind die Sicherheitskräfte während des ganzen Kerbetreibens im Einsatz – je nach Programm in Zelt und auf dem Platz zwischen drei und 15 Mann. Das Ordnungsamt legt in Absprache mit Polizei und UTSG die Zahl der Kräfte fest.

Bier im Mehrwegbecher

Richtig viel Arbeit macht der UTSG die Verordnung zu Einwegverpackungen, genauer deren Verbot. So wurden 6000 Mehr-weg-Becher mit dem Logo der UTSG und der Sponsoren geordert. Nur: Die laufen zwar durch die Spülmaschine, aber werden sie anschließend gleich gestapelt, entsteht schnell Schimmel. Also sind sie per Hand zu trocknen. Großer Aufwand, wenn sie nicht gleich am Zapfhahn landen. Zum Glück können lose Getränke – also alles in Kisten– auf Kommission übernommen werden, was nach der Kerb übrig bleibt, geht an den Verkäufer zurück. Nur an-gebrochene Fässer sind zu zahlen. Um nur ein paar Zahlen zu nennen: Das Zelt allein kostet 25 000 Euro, wobei die UTSG viele Helfer für Auf- und Abbau stellen muss. 15 000 Euro sind es rund, die an die verschiedenen Bands gehen. Alleine die Verträge verschlingen so über 50 000 Euro. Strom. Beschallung, Lichteffekte – die Liste an „Geldfressern“ ist sehr lang. Und das Geld muss wieder in die Kasse. Sprich: Besucher müssen her. Und gerade in diesem Jahr ist es wichtig, dass für den Verein die Kasse stimmt. Denn auch bei der UTSG gibt es bereits Überlegungen, was die Kerb be-trifft. Das Risiko für einen Verein ist enorm hoch. „Wenn 1000 Besucher pro Abend kommen, dann haben wir die Kosten gedeckelt. Mehr Besucher, und wir machen einen kleinen Gewinn“, so Saltenberger. Mehr wäre besser, denn sowohl die Schützen als auch die UTSG finanzieren über die Kerb vieles, was sonst in den Vereinen nicht möglich wäre. Freitags ist die Untergrenze 800 Besucher, samstags gehen die Ein-nahmen ab 1000 Gästen in Gewinn über, Sonntag und Montag sieht es nicht anders aus. Und das ganze Geld kommt natürlich hauptsächlich über den Getränke-Umsatz rein – 120 Hektoliter Bier sind die angestrebte Umsatzgrenze – neben den ganzen alkoholfreien Drinks. Organisation zu leisten, denn für das Wochenende müssen 450 Helfer rekrutiert werden. Das fängt an der Theke an, geht über die Helfer an Tischen und Bänken bis hin zu Reinigungsdiensten. Die UTSG stellt den Löwenanteil, aber alle Vereine sind mit im Boot –freiwillig übrigens. Dafür unter-stützt dann die UTSG im Gegen-zug bei deren Feste, etwa bei den Reitern oder den Schützen, mit helfenden Händen. Die Wehr be-kommt eine Spende, da hier keine personelle Gegenleistung nötig ist, wie Saltenberger sagte. Sorgen macht der Vorverkauf –der läuft eher schleppend. Dabei hat man mit den Bands Offside und den Beatles-Revival durchaus Zugpferde auf der Bühne. Das geht über die Homepage der UTSG (www.usinger-tsg.de) oder im Edeka-Markt von Bernd Reckelkamm sowie im Kiosk von Michael Gerstner, Wirthstraße 1.