Risiko für Vereine hoch? Schützen sind halb raus, UTSG wartet Ergebnis ab
Nach der Kerb ist vor der Kerb. Oder doch nicht? Fest steht: Bei der Organisation des Festzeltbetriebs respektive des Rummelplatzes stehen entweder gravierende Veränderungen bevor – oder es gibt gravierende

Veränderungen. Während es einst fünf Vereine waren, die als Veranstalter im Wechsel auftraten, sind noch zwei verblieben, wobei die Schützen bereits einen Rückzug signalisiert haben, wenn nicht – aber da-zu später mehr. Und auch von der UTSG sind derzeit keine Jubelarien zu hören, wenn es um die Kerb geht, zu groß die Sorgenfalten. Vorweg: Alle wollen die Kerb erhalten. Aber keiner der Vereine um jeden Preis. Denn alleine in diesem Jahr steht die UTSG mit 80 000 Euro Gewehr bei Fuß – und noch ist kein Euro Einnahme geflossen. Trotz Einnahmen aus der Pacht für die Fahrgeschäfte und den großzügigen Sponsoren frisst die extreme Teuerungsrate derzeit das Geld schneller auf, als Besucher Bier trinken können.
„Eine schwarze Null reicht nicht aus“
Anfang des Jahres hatte eine außerordentliche Schützen-Versammlung beschlossen, dass man gegen das weitere Ausrichten der Usinger Kerb sei, diese Entscheidung werde nur dann revidiert, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern sollten. Und die UTSG? Vorsitzender Matthias Drexelius macht aus einer klaren Li-nie des Vereins keinen Hehl, wenngleich ein Vorstandsbeschluss dazu erst falle, wenn man im Oktober die letzte Rechnung den Einnahmen gegenüber gestellt habe. „Eine schwarze Null reicht nicht aus“, sagte er deutlich. „Wenn wir den Jahresbeitrag für Mitglieder auch nur um fünf Euro erhöhen, haben wir schon deutlich mehr in der Kasse, und dies ohne den großen Planungs- und Organisationsaufwand, Risiken und Vorleistungen. 450 Helfer etwa müssen erst einmal auf-gebracht werden.“ Hintergrund ist, dass die Vereine bisher aus den Einnahmen größere Anschaffungen für den finanzieren konnten. Etwa für den geplanten Kunstrasenplatz, Sportgeräte oder Sanierungsmaßnahmen. „Wir alle wollen doch die Usinger Laurentiuskerb erhalten. Dafür stehen wir monatelang pa-rat, planen, organisieren und gehen in Vorleistung. Nur am Ende muss sich das ganze auch rentabel zeigen.“ Sprich: Kommt kein fünfstelliges Ergebnis heraus, zieht wohl auch die UTSG die Flagge am Kerbeplatz ein. Und dies will niemand. Sprich: Die Kerb ist nur dann zu retten, wenn das Zelt an den vier Tagen und vor allem drei langen Abenden voll wird. So kann jeder Bürger etwas dazu beitragen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Politik respektive die öffentliche Hand mit mehr finanzieller Unterstützung in die Bresche springt. Doch von einer solchen Bitte oder gar Forderung sind die beiden Vereine weit entfernt. „Es wäre auf jeden Fall eine politische Debatte wert“, meinte Schützen-Chef Oliver Sorg in dieser Woche vorsichtig. Größter Geldfresser ist das Zelt, dessen Kosten sich von Jahr zu Jahr in die Höhe schrauben. In diesem Jahr schon 25 000 Euro. Das dürfte im nächsten Jahr deutlich mehr sein. Da käme doch ei-ne Idee von Kerbevadder Heinz Dienstbach gerade passend – ob-wohl der Gedanke vor vielen Jahren schon mal auf den Tisch kam: Die Stadt baut eine Veranstaltungsscheune für rund 100 000 Euro, generiert über Solar und Fotovoltaik Einnahmen, verpachtete sie auch für andere Veranstaltungen – und in vier Jahren ist das Geld wieder drin. „Nette Idee, aber da muss die Politik aktiv werden“, sagen unisono Drexelius und Sorg. Die Preise beim Verzehr erhöhen ist auch keine Option. „Wir sind an der Grenze, das Geld sitzt bei den Leuten durch die extreme Teuerungsrate nicht mehr so locker.“ Drexelius sucht, wie die Schützen auch, Lösungen. Nach der Kerb wird man sich mit der Politik unterhalten und versuchen, ein tragfähiges Zukunftskonzept zu gestalten. Aber schon jetzt kann jeder Bürger helfen: Auf geht’s zur Kerb in Usingen!